Projekt „Azubis leiten eine Station“ am GPR Klinikum: Auszubildende übernehmen selbstverantwortlich die Pflegepraxis

Das GPR Klinikum setzt mit dem Projekt „Azubis leiten eine Station“ einen wegweisenden Schritt in der Ausbildung angehender Pflegefachkräfte. Für drei Wochen steht ein Flügel der orthopädischen Station im GPR Klinikum komplett unter der Leitung der Azubis. Erfahrene Pflegekräfte schauen zu, die Auszubildenden geben den Ton an. Seit dem 8. April läuft das Pilotprojekt. Für die 12 Azubis bedeutet das viel Verantwortung.

Die Auszubildenden sind alle im dritten Ausbildungsjahr und haben bereits ein fundiertes Grundwissen. Was aber bisher fehlte, war die Erfahrung, selbst Verantwortung zu übernehmen. Das Konzept zielt darauf ab, Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr für drei Wochen aktiv in die Übernahme pflegerischer Verantwortung einzubinden. Die Bedeutung selbständigen Handelns wird dabei besonders betont. Durch das Projekt erlangen die Auszubildenden die Fähigkeit, die gesamte Bandbreite pflegerischer Tätigkeiten eigenverantwortlich zu übernehmen.

„Am Anfang war es etwas gewöhnungsbedürftig, weil wir die Routinen erst einmal lernen mussten. Das hat sich aber sehr schnell bei allen gelegt. Wir haben uns jeden Tag bei der Schichtleitung abgewechselt und so bekamen alle einen sehr guten Überblick über alle Patientinnen und Patienten auf der Station. Das Projekt hat für uns alle einen riesigen Benefit, weil wir selbständig arbeiten müssen und das ist natürlich eine sehr gute Vorbereitung auf die praktische Examensprüfung“, erklärt Bethel Degife.

Nicht nur bei den Auszubildenden kommt das Projekt sehr gut an, auch die Patientinnen und Patienten haben durchweg nur positive Erfahrungen mit den „Azubis“ gemacht: „Ich kann nur sagen alles top“, sagt Frau Waltraut Heissig mit einem Daumen nach oben gerichtet. „Die jungen Leute müssen ja schließlich etwas lernen und sie machen das sehr gut. Sie sind super nett, hilfebereit und sehr zuvorkommend. Ich bin voll und ganz zufrieden“, ergänzt Waltraut Heissig.

Von der pflegerischen Versorgung der Patientinnen und Patienten über die Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Dienst bis hin zu den logistischen Abläufen liegt hier alles in den Händen der Auszubildenden. Schichtpläne schreiben, Hygienevorschriften kontrollieren und eigenverantwortlich die Visite bei den Patienten betreuen, das sind die Aufgaben in diesem Projekt, bei denen die Auszubildenden bisher nur zuschauen durften. Zur Sicherheit aller Beteiligten überwachen und beaufsichtigen die examinierten Pflegekräfte der Stationen sowie die Praxisanleitenden und Lehrkräfte der GPR Fachschule für Pflegeberufe jederzeit die Arbeit der Auszubildenden.

„In dieser Zeit übernehmen die Praxisanleitenden nicht ihre Rolle als klassische Wissensvermittler, sondern führen die Auszubildenden zu eigenen Lern- und Entscheidungsprozessen hin. Sie stehen im Hintergrund kontinuierlich als Ansprechpartner zur Verfügung und überwachen das gesamte Projekt. Für die Auszubildenden ist das Projekt eine gute Gelegenheit, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten in einem sicheren Lernumfeld zu festigen und zu erweitern“, erklärt GPR Pflegedirektor Benno Schanz.

Zu den Zielen des Projekts gehört das bewusste Wahrnehmen von Verantwortung und lösungsorientiertem Handeln im Sinne des Patientenwohls. Die Auszubildenden werden den Pflegeprozess praktisch anwenden und ihre berufliche Handlungskompetenz vertiefen. Sie erarbeiten eigenständig für jeden Patienten ein Behandlungskonzept und führen alle notwendigen Maßnahmen durch. Das Projekt stärkt nicht nur die Kommunikationsfähigkeit jedes Einzelnen, sondern auch die Zusammenarbeit im Team sowie den Umgang mit Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen. Die direkte Interaktion und Kooperation mit anderen Berufsgruppen werden aktiv erlebt und gefördert.

„Das Projekt „Azubis leiten eine Station“ am GPR Klinikum markiert einen bedeutenden Schritt in der Ausbildung angehender Pflegefachkräfte und trägt dazu bei, den Herausforderungen des Pflegenotstands aktiv zu begegnen. Die aktuellen Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit einer qualifizierten Ausbildung im Pflegebereich. Bis zum Jahr 2030 werden voraussichtlich rund 182.000 Pflegekräfte in Deutschland fehlen, während die Anzahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich steigt. Um dem entgegenzuwirken, muss die Ausbildung attraktiver gestaltet werden. Aktuell sind bundesweit etwa 22.300 Pflegestellen unbesetzt, eine dreimal höhere Zahl als noch 2016. Das Projekt bietet hier eine innovative Lösung, um dem Pflegenotstand entgegenzuwirken und gleichzeitig die Ausbildung attraktiver zu gestalten“, erklärt GPR Geschäftsführer Achim Neyer.